Am 10. Mai 1933 brannten in zahlreichen deutschen Städten Bücher. Dies war nur der Höhepunkt der propagandistischen Hetzkampagne gegen die Systemgegner*innen. Im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ vernichteten die Nationalsozialisten Kulturgut und Schrifttum, welches sich gegen ihre Ideologie wandte oder nicht in ihre Normen passte. Nach den großen Universitätsstädten zogen viele kleinerer Ortschaften nach. So auch die Fürstenwalder NSDAP, die eine Verbrennungsaktion für den 18. Mai 1933 geplant hatte.
Bereits seit März 1933, also knapp zwei Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, fanden zur Einschüchterung – parallel zu Verfolgung und Verhaftungen – Durchsuchungen und Plünderungen durch die SA statt. Am 16. Mai wurden Häuser und Geschäftsstellen aus dem politischen Umfeld der KPD und der SPD in Fürstenwalde durchsucht. Das gesamte gefundene Material – Schriften, Broschüren, Zeitungen, aber auch Bücher, Abzeichen und Fahnen – wurden zwei Tage später öffentlich verbrannt.
Die Fürstenwalder Zeitung berichtete am 17. Mai von den Vorbereitungen und am 20. Mai unter dem Titel „Symbolischer Scheiterhaufen!“ von der zwei Tage vorher durchgeführten Aktion.
Der Umzug sollte am Kino Capitol starten und dann auf dem Marktplatz mit einer Kundgebung und der Entfachung des „reinigenden Feuers“ seinen Abschluss finden. Der Andrang der Menschenmassen führte jedoch dazu, dass die Verbrennung verlegt werden musste. Nun zogen die Wagen mit dem gegnerischen Gedankengut auf den großen Exerzierplatz im Osten der Stadt an der Lindenstraße. Vertreter der nationalsozialistischen Organisationen, der Kirche und der Deutschen Christen waren anwesend und hielten Ansprachen. Die konfiszierten Schriften und Symbole wurden im Anschluss – begleitet von „Feuersprüchen“ – verbrannt.
Der symbolisch aufgeladene, propagandistische Abend wich vom ursprünglichen Ansatz ab. Die Deutsche Studentenschaft hatte sich zunächst zum Ziel gesetzt, literarische und politische Bücher der „Schwarzen Liste“ zu vernichten. Diese wurden offenbar einige Zeit später in Fürstenwalde verbrannt. Am 25. Mai veröffentlichte die Fürstenwalder Zeitung einen Aufruf der Ortsgruppe der NSDAP „Schmutz- und Schundliteratur“ – darunter auch weiterhin politische Schriften – bei der Polizeiwache abzugeben. Explizit wurden Schulen angesprochen. Laut dem Bericht lagerten in der Sammelstelle zahlreiche Bücher von Marx, Engels, Luxemburg, aber auch von dem deutsch-jüdischen Arzt und Sexualforscher Dr. Magnus Hirschfeld. Die Polizei führte demnach bereits seit mehreren Tagen kleinere Verbrennungsaktionen durch.